kafi blickfabrik - In Sicherheit? Eine kritische Betrachtung von Asyl als Lebensumstand
Hinter dem Begriff Asyl verbirgt sich ein rechtlicher Status, der Schutz und Zuflucht bei politischer Verfolgung durch einen anderen Staat gewährt. Aber was bedeutet Asyl als Lebensumstand? Sind Geflüchtete, die Asyl in einem Land wie der Schweiz erhalten, tatsächlich in einem «sicheren Hafen» angelangt? Mit dieser Frage beschäftigt sich Carolin Fischer in ihrem laufenden Forschungsprojekt. Genauer beleuchtet sie, inwiefern und mit welchen Auswirkungen Unsicherheit und Gewalt im Alltag anerkannter Geflüchteter trotz juristischem Schutz weiterhin präsent sind. Dabei geht es weniger um die Manifestation physischer Gewalt als um subtile, oft unsichtbare Gewaltformen und deren Folgen. Anhaltend prekäre Lebensumstände, berufliche Nichtanerkennung und sonstige Erlebnisse von Geringschätzung sind nur einige Beispiele.
Basierend auf ersten Erkenntnissen aus ihrer ethnographischen Studie widmet sich der Vortrag von Carolin Fischer unterschiedlichen – und teilweise widersprüchlichen – Dimensionen von Sicherheit. Ihr besonderer Fokus gilt dabei den vielschichtigen Bedeutungen von Sicherheit, sowie unterschiedlichen Praktiken mittels derer geflüchtete Personen Sicherheit herstellen. Aus dieser kritischen Analyse des «sicheren Hafens» ergeben sich grundsätzliche Überlegungen zu den Folgen der Diskrepanz zwischen Asyl und Schutz als juristischem Fakt und individuellem Erleben.